#18 Rio Reiser Special: Jens Böttcher feat. Nadine Jeanne

Shownotes

Ein Lichtspielhaus-Talk-Spezial zum Release des Albums »Lang lebe der König von Deutschland – 75 Jahre Rio Reiser« (Timezone Records). Jens Böttcher über Rio Reiser, Ton Steine Scherben und R.P.S. Lanrue + im Gespräch mit Nadine Jeanne.

Am Tribut-Projekt sind folgende Künstler beteiligt:
Jens Böttcher - Zauberland Herr Svenson - Für immer & Dich Herr Svenson & Jens Böttcher - Alles Lüge Michael van Merwyk - Halt Dich an Deiner Liebe fest / Mein Name ist Mensch Geier Sturzflug - Manager Nadine Germann - Jenseits von Eden (feat. R.P.S.Lanrue) Konrad K. - Wir müssen hier raus Krazy & Karl Neukauf - Solidarität Pils & Kippe - Der Traum ist aus Claudius Mach - Zauberland Rosa - Junimond Hellemen - Der Junge am Fluss Rebellius - Blinder Passagier Mathias Schüller – Schritt für Schritt ins Paradies Nadine Jeanne & die Bande Apart - Lass uns'n Wunder sein Sigrid Rebellius - Übers Meer

Mehr Infos zu Jens und seinem Lichtspielhaus-Club gibt's hier:

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Transkript anzeigen

00:01:16: Liebe Menschen da draußen, wir kommen zu diesem Lichtspielenhaus Talk Spezial, in dem es um Rio Reiser gehen.

00:01:26: Ich habe nämlich die große Ehre bei einer Songsammlung, einer Compilation dabei zu sein von Time Zone Records mit dem Titel Langliebe der König von Deutschland.

00:01:41: Und deswegen soll es heute um Rio Reiser gehen und um seine Seine wunderbare Kund.

00:01:46: Und es ist mir eine besondere Freude, weil ich gestehen muss, dass ich wirklich ein Verehrer von Rio Reisers Musik und seinen Künsten immer gewesen bin und noch bin.

00:02:01: Es soll aber auch gehen, natürlich, wenn man über Rio Reiser spricht, liegt es nahe auch über seine Band Tonsteine Scherben zu sprechen.

00:02:08: Es liegt auch nahe über seinen Bruder im Geiste, seinen besten Freund, seinen Mitbewohner und langjährigen Gitaristen sowohl bei Tonsteine Scherben als auch in Rios Solo Band zu sprechen.

00:02:21: RPS Jean Rue, den ich mal kennenlernen durfte, was mich nachhaltig auch beeindruckt hat.

00:02:29: war so Mitte der neunziger Jahre.

00:02:31: Also lange her und auch Laurent Rue ist ja leider letztes Jahr viel zu früh von uns gegangen.

00:02:37: Und Rio Reiser ist ja nun schon fast dreißig Jahre tot, viel zu früh von dieser Welt gegangen.

00:02:45: Und er wäre in diesem Jahr von einem siebzig Jahre alt geworden, was irgendwie auch absurd ist, wie die Zeit so vor sich hinfliegt.

00:02:53: Ja, ich werde also ein bisschen was über Rio erzählen, ein bisschen was über Scherben erzählen, ein bisschen über Laurent Rue erzählen.

00:02:58: Und der Hammer ist, dass eine der Künstlerinnen, die auch in dieser Songsammlung vertreten sind, ist Nadine Jeanne.

00:03:08: Und Nadine Jeanne ist nicht nur eine fantastische Sängerin und selbst wunderbare Künstlerin, sondern sie ist auch die Nichte von Lorue.

00:03:18: Und deswegen ist es eine besonders tolle Geschichte, eine tolle Sache, dass ich sie etwas später in dieser Sendung als Gesprächsgast begrüßen darf.

00:03:30: Also, ich wünsche euch ganz viel Freude und ich wünsche euch auch Herzensberührung und Seelenberührung in allem, was jetzt kommt.

00:03:41: Es werden ein paar Kammerversionen, ein paar Videos, einem Song, wo ich beteiligt bin und ein Video meines lieben Freundes, Herr Svenson.

00:03:52: Auch ein toller Künstler aus Osnabrück, der im Grunde den Startschuss gegeben hat für diese ganze Aktion und die ganze Compilation, weil er eine absolut tolle Cover-Version von dem Riosong für immer und dich gemacht hat.

00:04:13: Auch dazu werde ich euch das Video zeigen.

00:04:15: Also viele, viele schöne Sachen, die jetzt kommen.

00:04:18: Und wie gesagt, ich hoffe, das kann euch auch berühren.

00:04:22: Zum Auftakt, weil das auch so eine Art Überschrift sein kann für diese vielen poetisch naivromantischen sehnsüchtigen Songs, die Rio Reiser uns geschenkt hat im Laufe seiner Karriere, zeige ich euch mal ein Video von einem der Songs, die ich gemacht habe für dieses Album, und zwar Zauberland, einer der einer der vielen schönsten Songs von Rio Reiser und ich habe eine Version aufgenommen zusammen mit Johannes Sommer am Flügel und Anne-Marin Feig am Cello und Carsten Deutschmann an der Bratsche.

00:05:06: Vielleicht könnt ihr auch einfach eure Herzen öffnen für diesen wunderschönen, melancholischen Song von Rio Reiser Zauberland.

00:06:05: Ich liege im Bett und denke an dich und wie es früher war.

00:06:17: Zauberland ist abgebrannt und brennt noch irgendwo.

00:06:30: Zauberland ist abgebrannt und brennt noch lichter.

00:06:48: Heißes Eisen, ein kleiner Vogel, singt

00:06:55: ganz leise

00:06:58: unser Lieb.

00:09:10: Also, für die unter euch, die jetzt gar nicht so gut Bescheid wissen, über Rio Reisern, Ich kann natürlich jetzt hier auch nicht so eine super ausführliche Biografie abliefern.

00:09:21: Es gibt aber echt unheimlich viel in der YouTube, was man sich angucken kann.

00:09:24: Es gibt Voodoo-Portraits, gute Konzertausschnitte und so weiter und so weiter.

00:09:30: Interviews natürlich.

00:09:31: Aber wenn man die Schlagzeilen über das Leben von Rio Reiser mal oberflächlich zusammen passen will, dann geht das ungefähr so.

00:09:39: Also er war Mitbegründer von Tonsteinscherben.

00:09:44: Eine Band, die auf jeden Fall die Rockmusik in Deutschland total geprägt hat.

00:09:52: Zweitens gründelnde Anarcho-Bands, eine Vorläufer-Band von vielen, vielen Punk-Bands, die später dann entstanden sind.

00:09:59: Aber Trunksteilenscherben waren eigentlich schon ab den frühen, siebziger Jahren aktiv, bis Anfang der Achtziger.

00:10:08: Und haben eigentlich eher so progressiven Rock gemacht und nicht Punk.

00:10:12: Es gab diese Punk-Zeit eigentlich damals noch gar nicht.

00:10:15: Und die Scherben waren Rio und Long Rue, hatten die Band gegründet.

00:10:24: Und es ist dann relativ schnell so in der linken Szene in Berlin damals so ein Hype entstanden, um die Band.

00:10:32: Und die Legende besagt das eigentlich fast immer, wenn die irgendwo gespielt haben, ist hinterher ein Haus besetzt worden.

00:10:38: Und sie hatten dann sehr schnell diesen Stempel natürlich, also eine linke Band zu sein, eine Anarcho-Band zu sein.

00:10:46: Und ja, waren dann natürlich auch relativ schnell in dieser linken Szene so eingebettet und auf eine gewisse Weise auch gefangen.

00:10:56: Also waren so die Vorzeigeband eigentlich und haben prägende Alben gemacht in den Siebzigern, was eigentlich so gut wie jeder.

00:11:04: Rock-Musik, Liebhaber und Rock- und Pop-Historiker.

00:11:08: so auf dem Zettel hat es zum Beispiel das Album Keine Macht für Niemand, das natürlich sehr prägend war, weil es sehr staatskritisch war bzw.

00:11:21: staatsverneint und gleichzeitig eben schon diese klassischen Rio-Reise-Texte hatte, die nicht nur politisch waren, sondern die auch ganz viel Sehnsucht und diese Naivität schon in sich getragen haben und dieses Träumerische.

00:11:43: Es ist ja egal, in welcher Bubble man sich so auffällt.

00:11:46: Ich glaube, das kennen viele von uns auch.

00:11:48: Dass man eigentlich so eizementiert wird in irgendwas und festgelegt wird auf irgendwas nach allem, was ich weiß und gelesen habe.

00:11:56: waren die Scherben, Tonstein-Scherben waren dann einfach so sehr in dieser linken Bubble auch gefangen, dass sie irgendwann tatsächlich buchstäblich aus Berlin geflüchtet sind und sich einen alten Bauernhof in Friesenhagen in Schleswig-Holstein gekauft haben, wo sie dann als Community gelebt haben.

00:12:13: und irgendwann zerbröselte dann auch diese Community, das ist ja auch nicht so ungewöhnlich, gerade wenn man so Heere Ziele und Ideale hat.

00:12:23: Und wenn man dann auch wie Thunstein Scherben damals war, wirklich auch so eine der ersten Indie-Bands alles selber macht.

00:12:30: Die haben mal ihre Platten selber, selber vertrieben und hergestellt und so weiter und ihre Touren selber geplant.

00:12:36: Irgendwann ist diese Community dann zerbröselt, wahrscheinlich an dem zwischenmenschlichen Druck, so möchte ich es mal nennen.

00:12:43: Und die hatten auch eine ganze Menge von Schulden, Schulden angehäuft.

00:12:48: Also genau, die Community zerbracht dann.

00:12:51: Und dann haben Rio Reiser und RPS Laurent Rü, sein Bruder im Geiste, die haben dann gemeinsam da in Friesenhagen auf diesem Bauernhof weitergelebt und haben angefangen an Rio Reiser's Solo-Karriere zu arbeiten.

00:13:05: Das hat dann auch ziemlich gut funktioniert, weil nämlich Mitte der Achtziger das ja sehr erfolgreich wurde.

00:13:13: Und da kennen wahrscheinlich dann die meisten Von euch von uns kennen diese ganzen Hits, die Rio Reiser dann hatte.

00:13:19: Mit seinem ersten Album, da gab es alles Lüge und Für immer und dich.

00:13:25: Und Juni Mond ist auch so ein Song, den eigentlich jeder kennt.

00:13:29: Und König von Deutschland natürlich.

00:13:32: Er hat großartige Songs.

00:13:33: Und dann galt er so in der linken Szene erst recht als Verräter, Verräter.

00:13:39: Weil er ja jetzt auch noch Erfolg hatte.

00:13:41: Und wahrscheinlich... Warrio Reise auch eine so sensible Seele, dass ihm das zu schaffen gemacht hat.

00:13:50: Das kann man ja auch gut nachvollziehen.

00:13:53: Und hat dann eben ein paar Elben veröffentlicht mit seinen wirklich großartigen wunderbaren Sehnsuchtsfreuen Solo-Songs.

00:14:05: Immer begleitet von Lorue, von seinem Freund.

00:14:10: Mit Streiter über all die Jahre, passend zu all dem was ich jetzt erzählt habe, spiele ich noch einfach noch mal ein Video ein.

00:14:17: Und zwar von meinem Freund Hessvenson aus Osnaburg.

00:14:20: Und wie ich am Anfang dieses Videos schon gesagt habe, im Grunde war dieser Song, diese Version von Hessvenson, so ein bisschen der Startpunkt für diese ganze Song-Sammlung, die jetzt erscheint.

00:14:33: Und da hat er eine Cover-Version gemacht, was ich damals schon ziemlich gewagt fand.

00:14:39: von dem Song für immer und dich.

00:14:42: Ein großartiges Liebeslied, das aber eben auch sehr von einer bestimmten Art von Emotionen lebt, weil auch so viel Wehmut drin ist.

00:14:51: Und es ist gleichzeitig eben ein wunderschönes Liebeslied und es schwingt darin aber auch scheitern mit.

00:15:00: Auch typisch für Rioriser.

00:15:01: Herr Svenson hat nach meinem Dafürhalten eine absolut fabelhafte versionen von diesem song gemacht auch mit einem sehr schönen video und das zeige ich euch jetzt einfach mal für immer.

00:15:15: und dich als render.

00:15:31: ich sing für dich

00:15:35: ich schrei

00:15:36: für dich ich brenne auch nicht schneid für dich.

00:15:44: vergesse mich Erinner mich, für dich war für dich und dich.

00:16:04: Ich lache für dich,

00:16:07: wein für dich.

00:16:10: Ich

00:16:11: regne und ich schein' für dich.

00:16:18: Versetzt

00:16:19: die ganze Welt für dich.

00:16:23: Für dich

00:16:26: war

00:16:26: immer für

00:16:27: dich, bei mir und dich.

00:16:39: Wird immer für dich, wie du mich nennst.

00:16:46: Egal bei Penz.

00:16:50: Ich hab's so aufwürdig gelogen.

00:16:53: Und mit dem Regenbogen für dich.

00:16:58: Weil immer für dich jede für dich schweig

00:17:13: für dich.

00:17:15: Ich geh und ich bleib für dich.

00:17:23: Ich streiche den Himmel blau für dich.

00:17:31: Für dich.

00:17:34: Einemmal für dich.

00:17:49: Du mich nennst, ich hab's so ab für dich klingen.

00:18:01: Und ich seh,

00:18:57: ich lüge, und ich schwöre für dich.

00:19:07: Ich hole den blauen Mann für dich.

00:19:29: Äh, ja, Schapro, Herr Swinson.

00:19:33: Rio Reiser ist, äh, neunzelezeixendneunzig gestorben.

00:19:37: Ich kann mich auch tatsächlich an den Tag erinnern, weil das dann irgendwie natürlich großen als Haltung stand.

00:19:42: Und ja, es hat mich, hat mich sehr bewegt damals, weil ich glaube ich auch für mich selbst gespürt habe, dass was Wichtiges fehlen wird.

00:19:54: Ich glaube, dass Rio Reiser wirklich einer der Einflussreichsten, wenn auch eben nicht so ganz, ganz, ganz für jedermann und jeder Frau berühmten.

00:20:05: zu den einflussreichsten Künstlern in Deutschland gehört.

00:20:09: Weil er so viel gemacht hat, hat er auch in ein paar Filmen mitgemacht, hat Soundtrack Musik gemacht, hat Theater Musik gemacht.

00:20:15: Später dann auch seine Autobiografie geschrieben, wobei das auch ein bisschen typisch war, wenn man das Buch liest, das heißt auch König von Deutschland, dann merkt man auch so eine gewisse Distanz zu dem ganzen Business und zu der Erwartung von Menschen.

00:20:33: Er ist gestorben an Herzversagen, Kreislaufversagen und hat eine große Lücke hinterlassen.

00:20:41: Blickshaar Bargeld von den einstürzenden Neubauten hat in einem Nachruf, da man so etwas sehr Schönes geschrieben wird, geschrieben.

00:20:49: Ich habe noch nie jemand in Deutschland singen gehört und gesehen, der wie Rio in der Lage war, innerhalb von Sekunden eine intime Beziehung, gerade zu einer Liebesbeziehung mit jedem Einzelnen seiner Zuhörer aufzubauen.

00:21:01: Charisma ist eine Fähigkeit, die sich nicht erlernen lässt.

00:21:05: Und sie hat nichts mit Image und bloßer Bühnenpräsenz zu tun.

00:21:09: Selbst bei einem banalen Song konnte er irgendein bestimmtes Wort so singen, dass es einem kalt den Rücken runter lief.

00:21:18: Ja, ich habe Lisa Trio auch ein paar Mal live sehen dürfen und habe das auch so empfunden.

00:21:25: Bevor ich gleich noch das Video zeig, dass ich gemeinsam mit Herrn Spencer gemacht habe zu dem Song Alles Lüge.

00:21:32: Wir haben so eine Ankytong Version gemacht von dem Song, was sehr viel Spaß gemacht hat.

00:21:37: Ja, möchte ich euch nochmal kurz diese ganze Album oder Playlist, wie auch immer, anempfehlen.

00:21:45: Es sind echt ein paar richtig tolle Künstler dabei und ich will einmal kurz einen Shout-Out machen zu zwei Künstlern, die leider nicht dabei sind, die ich, wie ich finde, aber auch Was ganz Tolles dazu beigetragende haben, dass Rio Reiser's Erbe, sozusagen sein künstlerisches Erbe, nicht vergessen wird.

00:22:09: Und das sind Jan Plefga und Sven Panne.

00:22:12: Das sind zwei Künstler, die auch ganz tolle Liederabende mit Songs von Rio Reiser gemacht haben.

00:22:22: Jan Plefga singt, Rio Reiser war jahrelang ein großer Erfolg.

00:22:27: Das lief ich auch in Hamburg.

00:22:31: immer wieder.

00:22:32: und Jan Plevkar und Sven Panne.

00:22:35: Schade, dass die beiden nicht dabei sind.

00:22:37: Ich glaube, dass es jedenfalls Anfragen gab, aber dass es aus irgendwelchen Gründen nicht funktioniert hat.

00:22:43: Aber jedenfalls genau, auch ein Gruß an die beiden.

00:22:47: Und genau, ich zeige euch jetzt nochmal das Video zu Alles Lüge.

00:22:52: Und dann komme ich gleich nochmal wieder und freue mich jetzt schon ganz doll auf das Gespräch mit Nadine Jeann, der Nichte von Lor Rüge.

00:23:01: die einige tolle Geschichten zu erzählen sind.

00:23:04: Ja, freue ich mich sehr drauf.

00:23:06: Jetzt erstmal kurz die Honky-Tonk-Version von Alles Lüge, die ich gemeinsam mit Herrn Svenson aufnehmen durfte.

00:23:30: Es ist wahr,

00:23:31: dass das Jahr über dreihundert Tage in nur zweiundfünfzig

00:23:35: Wochen

00:23:36: schafft.

00:23:36: Es ist wahr, es ist wahr, dass das Ausland

00:23:39: viel mehr Ausländer

00:23:41: als Deutsche hat.

00:23:43: Es ist wahr, dass die Sonne nicht um die Erde und der Mond nicht um ein Fußball kreist.

00:23:49: Es ist wahr, dass der Gründer von New York nicht Kamel oder Kennel, sondern Stäuben sind heiß.

00:23:55: Das ist wahr.

00:23:57: Es ist wahr.

00:24:01: Aber sonst ist es wahr, die meisten Menschen wollen nicht in Dortmund leben, sondern essen.

00:24:32: Es ist wahr, es ist wahr, dass die Kühe das Gras nicht brauchen, sondern fessen.

00:24:38: Es ist wahr, es ist wahr, dass Hamburg nicht die Hauptstadt von den Donalds ist.

00:24:45: Es ist wahr, es ist wahr, dass der Papst zwar die Pillen nicht nimmt, aber trotzdem

00:24:49: keine Kinder kriegt, als es wahr.

00:24:54: das ist wahr selbst wenn du

00:25:16: mich fragst

00:25:18: ob

00:25:19: ich dich liebe und ich sag ja weiß ich manchmal

00:25:23: nicht genau.

00:25:25: ist das ein Lüge oder wahr?

00:25:28: weil ich auf gar nicht mehr weiß was ist das

00:25:33: Liebe?

00:25:34: liebt der Papa als ein Auto mit die Mama in Kaffee?

00:26:33: Ich freue mich jetzt ganz besonders auf meinen sehr speziellen Gast und wünsche euch ganz viel Freude, dem Gespräch mit Nadine.

00:26:46: Nadine!

00:26:47: Was für eine Freude und Ehre, dass du hier mein Gast bist, meinen kleinen Lichtspielhaus.

00:26:52: Ich freue mich total.

00:26:54: Herzlich willkommen.

00:26:55: Danke, ganz meinerseits.

00:26:57: Ich freue mich auch.

00:26:59: Wo bist du denn gerade?

00:27:00: Wo hängst du gerade rum?

00:27:01: Ich bin in Italien gerade, in Ligurien.

00:27:04: Ja.

00:27:04: Fünf Minuten vom Meer.

00:27:06: Ah, sehr gut.

00:27:07: Und du lebst da, ja?

00:27:09: Ich lebe in Italien und in Schleswig-Holstein, sagen wir mal so.

00:27:13: Ich bin auch viel in Schleswig-Holstein noch.

00:27:17: Ja.

00:27:18: Wir haben beide die Freude, bei diesem Rio Reisersampler jetzt dabei zu sein von Time Zone.

00:27:27: Und die Sensation dabei ist ja, dass du verwandt bist mit der ganzen Scherbenfamilie sozusagen, weil du die Nichte von Lauren Rübist, dem langjährigen Gitaristen und Mitbewohner und besten Freund von Rio Reiser.

00:27:48: Genau.

00:27:49: Erzähl mal kurz.

00:27:51: Erzähl mal ein bisschen aus deiner Familie und dem Aufwachsen.

00:27:54: Also hattest du oder hattet ihr viel miteinander zu tun, als du aufgewachsen bist, klein warst?

00:28:01: Ja, also ich war sehr, sehr oft in Friesenhagen und also Long Rue, wie gesagt, die Familie Es ist eine große Familie mit, das waren fünf Geschwister und meine Mutter ist die älteste Schwester, also Langry ist der älteste und danach kam meine Mutter und das Verhältnis von beiden war sehr eng, weil die Familie war auch nicht wohlhabend und somit war die Verantwortung immer bei den beiden älteren Geschwistern und die sind nach Deutschland gezogen.

00:28:40: Es war alles nicht ganz einfach.

00:28:44: La Rue ist aber dann schon relativ früh abgehauen nach Berlin mit Rio.

00:28:50: Die haben sich ja dann in Niederoden kennengelernt, diesem kleinen Örtchen.

00:28:58: Und meine Mutter ... hatte immer ein sehr gutes Verhältnis und wir sind sehr, sehr oft nach Friesenhagen gefahren und haben Langrü besucht.

00:29:10: Und da habe ich natürlich alle kennengelernt.

00:29:12: Also da waren eben alle.

00:29:13: Das war auch spannend für mich als Kind, weil es war ständig was los.

00:29:18: Immer neue Leute, Künstler, Langrü fährt.

00:29:22: Das war für mich total toll und sein Hund Fritz, die ganzen Tiere.

00:29:27: Und ich glaube, er war auch, also er hat mich auch ans Klavier gesetzt, schon ziemlich früh, lang rüh.

00:29:33: Ja, und das ist jetzt, finde ich, ein sehr wichtiger Einschub, weil ich das natürlich auch als Nächstes gesagt hätte, da ihr offensichtlich eine musikalische Familie seid, jedenfalls insofern, als dass du eine ganz hervorragende Musikerin bist.

00:29:50: Und tolle Musikerin

00:29:51: und Sängerin.

00:29:54: Ja, ich habe jetzt einiges von dir gesehen und gehört und bin echt begeistert.

00:29:58: Ich finde das wirklich großartig.

00:30:01: Danke.

00:30:02: Ja, interessant, dass du das sagst, dass das auch einen Einfluss hatte auf deinen Musikalische Frühbildung.

00:30:10: Absolut, also er hat mich ans Klavier gesetzt und ich... Ich bin mit den Songs auch groß geworden und auch alle Kinder, also so ein Song wie der Turm stürzt ein oder so.

00:30:21: Es haben immer alle Kinder gesungen.

00:30:24: Sehr lustig.

00:30:25: Ein

00:30:27: super siebes

00:30:28: Kinderlied.

00:30:28: Oder natürlich auch die Kinderplatten.

00:30:30: Also Fressack und Teufel hast du Wind.

00:30:35: Also ich konnte alles auswendig.

00:30:39: Hat sehr großen Einfluss auf mich gehabt.

00:30:42: Ja.

00:30:42: Und

00:30:43: auch die ganze Atmosphäre, glaube ich, natürlich.

00:30:45: Ja.

00:30:46: Ich muss an dieser Stelle kurz sagen, dass ich auch einmal das Vergnügen hatte, in Friesenhagen zu sein und Lorue kennenzulernen.

00:30:55: Die Geschichte ist eigentlich ein bisschen länger.

00:30:58: Sie ist auch erzählenswert, weil ich weiß nicht, ob das typisch für ihn war, aber er hat mich echt.

00:31:02: eigentlich hat er mich überlistet.

00:31:04: Ich hatte nämlich einen Tape geschickt damals, war auch ein Neunzigern.

00:31:10: Und dann hat er mich angerufen mit verstellter Stimme und gesagt, er sei David Volksmund.

00:31:14: Und ob ich nicht Lust hätte, mal vorbeizukommen.

00:31:16: Und ich wusste gar nicht, was mich erwartet.

00:31:20: Und bin dann hingefahren und habe mich tierisch gefreut, dass er das dann war.

00:31:25: Hätte dann auch Rio fast kennengelernt, er war aber gerade in Berlin.

00:31:28: Und dann habe ich einen ganz tollen Tag mit Noru gehabt.

00:31:32: Weil er hat dann echt so den Tag für mich reserviert gehabt und wir hatten echt eine schöne Zeit.

00:31:39: Schön.

00:31:39: Sehr besonders.

00:31:40: Ja.

00:31:41: Das ist typisch.

00:31:42: Also er war so, er war ein Spieler, Larue.

00:31:46: Also... Und so ein bisschen, wie sagt man, man würde im Englischen sagen, Trickster oder so.

00:31:54: Hat gerne Unfug gemacht.

00:31:57: Und meine Mutter zum Beispiel hat immer sehr... Meine Mutter hat immer zum Lachen gebracht, zum Beispiel.

00:32:04: Er konnte supergut Adriano Celentano imitieren.

00:32:08: Er hat David Volksmund.

00:32:13: Er hatte immer seine verschiedenen Identitäten.

00:32:15: Das war auch ganz wichtig für ihn.

00:32:18: Und was du beschreibst, das kenne ich von vielen Leuten.

00:32:21: Er war unglaublich liebenswert und menschlich.

00:32:28: Und ich glaube, weil er auch so schwierig aufgewachsen ist, auch in Kronorble, wo die Familie herkommt, das waren nicht immer einfache Zeiten.

00:32:38: hat er so eine unglaubliche positive Einstellung zum Leben gehabt, bis zum Schluss, wo er dann sehr krank war, immer sehr humorvoll und unglaublich.

00:32:51: dieses, was ja auch die Scherben ausmacht, diese Ideale oder so, das ist nicht fake oder aufgesetzt.

00:32:59: oder heute zu Tage ehrlich gesagt, höre ich, viele Sachen, das sind wie so Slogans für mich mehr, aber Wenn ich die Scherben höre, das ist wirklich echt.

00:33:10: Ja.

00:33:10: Und das berührt dann die Menschen.

00:33:13: Total.

00:33:14: Und ich finde auch, weil ich jetzt auch mir für diese Lichtgelausfolge auch natürlich ein paar Gedanken gemacht habe und Notizen gemacht habe und mir ist dabei aufgefallen.

00:33:25: Also ich war halt auch ein Teenager, als ich die Scherben entdeckt habe.

00:33:29: Das war ja so diese ... Die Scheiben sind ja im Grunde so Vorreiter für so eine bestimmte Art von Punk-Bewegung gewesen.

00:33:36: Die Scheiben haben ja kein Punk gemacht, sondern mehr so progressiven Rock, würde ich es nennen.

00:33:41: Aber diese ganze Attitüde war halt schon sehr Punk.

00:33:46: Und ich finde dabei so besonders, dass auch in den Texten von Rio und aber auch in der Musik schwingt halt dieser Ja, das ist so ganz besonders.

00:33:56: Da schwingt etwas mit, was wenige Künstler auch wagen, nach außen zu tragen.

00:34:02: Das ist so ein, ich nenne es mal naive, im Grunde ganz romantische Sicht auf die Welt.

00:34:08: Und das finde ich total bemerkenswert.

00:34:12: Also, dass das Raum hatte in dem, in diesem ganzen, im Grunde Linken und ja dann irgendwie auch so aggressiv besetzten in dieser Szene.

00:34:23: Das, also auch gerade in den Texten von Rio, dass immer wieder so dieses träumerische und naive so zur Geltung gekommen ist.

00:34:32: Und ich habe La Rue tatsächlich auch immer so bei Konzertausschnitten und was man gesehen hat immer so wahrgenommen, dass der was ganz Feines.

00:34:43: hat, also im Spielen.

00:34:45: Es war jetzt nicht so ein lauter Rockmusiker, obwohl er tolle Sachen gespielt hat und natürlich auch laute Sachen gespielt hat, aber es hatte was ganz Feines.

00:34:55: Also würdest du das auch sagen, dass er eigentlich ein feiner, sensibler Mensch war, der irgendwie jetzt auch in dieser Rockwelt so gelandet ist?

00:35:04: Ja, also absolut und unglaublich.

00:35:11: Also er war Auch nicht unbedingt der Bühnen, also war ein Scheuer Mensch.

00:35:19: Waren beide übrigens auch Rio, die waren nicht so, wenn man auch nach Friesenhagen gekommen ist, dann war es jetzt nicht so, dass die da total, waren beide sehr zurückgezogen, viel gelesen, unglaublichen breiten Horizont an Musik.

00:35:35: Also überhaupt nicht ein Dimensional, nur Punk oder Rock, also lang rühweißig.

00:35:42: Alles gehört und zum Beispiel mir auch alles gezeigt von auch von Jazz von von Jazz Musikern, den alten Klassikern.

00:35:54: Dann hat dann mir Trilogurto, der auch in Friesenhagen mal war bis bis so ganz klassischen Musikern.

00:36:06: Also viel Klassik hat er auch gehört, zum Beispiel Mozart, Beethoven.

00:36:10: Das war ganz, ganz wichtig für ihn.

00:36:16: Und deswegen glaube ich, daher kommt das auch.

00:36:19: Die hatten ja auch am Anfang ihr Wivaldi oft vor den Konzerten.

00:36:25: Und ja, er hat natürlich gerne Gitarre gespielt und mochte auch schon auch Jimi Hendrix und so natürlich.

00:36:36: Aber das, was du sagst, war sehr vielfältig und daher vielleicht auch diese Feinheit.

00:36:45: Und die beiden sind ja dann, nachdem die Scherben-Community sich ja auch auflöste, die beiden waren ja dann eigentlich die letzten Mojicaner, also da in Friesenhagen.

00:36:56: Also ich erinnere mich, als ich da war.

00:36:59: Ich glaube, da waren die anderen schon alle weg.

00:37:02: Ich schätze mal, so vier, neunzig war das, oder so?

00:37:04: Vierneunzig vielleicht.

00:37:08: Und wie hast du denn die beiden miteinander wahrgenommen?

00:37:10: Also ist es so, dass die dann auch so eine Herzensverbindung miteinander hatten?

00:37:17: Ja, also ich glaube, das ist eine der... Ja, das war Liebe, war das auch.

00:37:31: Ja.

00:37:32: Also natürlich eine andere Liebe jetzt als zwischen, das war eine total intensive, auch lang rüber würde sagen, telepathische Verbindung zwischen beiden.

00:37:48: Also die wussten auch ohne miteinander zu reden.

00:37:52: Die mussten auch nicht immer ständig zusammen sein oder miteinander reden.

00:37:55: Die Verbindung war eigentlich immer präsent.

00:38:01: Und das, ich meine, die waren ja, die sind ja als Teenager zusammen weg, um Musik zu machen und seitdem zusammengeblieben.

00:38:11: Also die Partner von beiden haben mehr gewechselt als diese Beziehung im Endeffekt.

00:38:17: Das ist eigentlich und, also waren sehr, sehr, also es war eine sehr intensive Beziehung, glaube ich.

00:38:28: mit einer der wichtigsten Beziehungen, glaube ich, für beide, die sie hatten.

00:38:32: Es ist so großartig.

00:38:35: Ich weiß nicht, ob jetzt jeder und jede, der an dir uns zuhört, da so mitschwingen kann.

00:38:42: Aber ich weiß das in meinem Leben, dass diese Art von Herzensverbindung und geheimnisvoll miteinander resonierenden Freundschaften und Liebesbeziehungen.

00:38:54: Das muss ja keine Paarbeziehung sein.

00:38:56: Man kann das mit Freunden und Freundinnen haben.

00:39:02: Dass das so was ganz großartiges und tragfähiges ist.

00:39:07: Erst recht, wenn man dann... Und das finde ich in diesem, in diesem ganzen Musikbusiness und dem ganzen Betrieb, wenn es dann so um Kommerzialität geht und auch diesen Druck irgendwie gefallen zu müssen und da immer so an Wahl zu sein, dass das so was ganz zutiefst tragfähiges im Leben hatten, womit man dann immer immer wieder bei der Liebe landet, die du ja glücklicherweise gerade erwähnt hast.

00:39:33: Hast du auch so was, solche Herzensverbindungen im Leben?

00:39:36: Ja, habe ich auch.

00:39:38: Vielleicht nicht.

00:39:39: Also das war schon was sehr Besonderes.

00:39:43: Natürlich anders als Langry und Rio.

00:39:48: Aber ich habe, also ich suche auch immer nachts.

00:39:52: Im Endeffekt sucht man ja auch danach, als Mensch.

00:39:58: Das

00:39:58: ist eine Sehnsucht, die uns begleitet, oder?

00:40:00: Ja.

00:40:04: weil das eben, wie du sagst, das trägt einen, das ist sehr erfüllend und holt uns aus unserer Einsamkeit raus und aus den Sachen, die wir alleine konfrontieren, mit denen wir alleine uns konfrontieren müssen.

00:40:18: Ja.

00:40:20: Ja, und da holt es uns daraus, wenn wir mit jemandem so eine Beziehung führen und eben, wie du auch gesagt hast, das ist ... Geht halt tiefer als nur jetzt über Worte oder Gespräche miteinander.

00:40:34: Genau,

00:40:35: genau.

00:40:38: Ich pflege es immer so, den Bereich zu nennen, wo Worte eigentlich gar nicht hinkönnen, wo Worte gar keine Kraft mehr haben.

00:40:44: Das ist ja auch, was uns als Musiker auch antreibt.

00:40:47: Genau.

00:40:48: Da fängt die Musik ja an da auch.

00:40:50: Total.

00:40:50: Und das hatte ich jetzt gerade auch irgendwie so auf der Zunge, weil ich auch finde, dass die Musik von Scherben Und auch die Musik von Riobolon Rüger, irgendwie auch ein wichtiger Teil, immer dann davon geblieben ist, dass diese Sehnsucht, also beginnend schon bei den frühen Scherben Sachen, dass diese Sehnsucht nach Liebe und nach Zuhause und nach Ankommen gefunden sein.

00:41:16: Also im Grunde, das ist für mich auch immer ein Thema, weil ich ein gläubiger Mensch bin.

00:41:21: Das ist immer auch die Suche nach der Verbindung zu Gott, zum Göttlichen, zum Himmlischen und das womöglich im allerbesten Fall auch auf der Welt irgendwie zu fassen zu kriegen oder Spurenelemente davon zu fassen zu kriegen.

00:41:35: Und das finde ich in der Musik von Lory und Ryo.

00:41:39: Finde ich das so prägnant, dass sich das so transportiert.

00:41:43: Es ist eigentlich egal welches Album.

00:41:47: Eigentlich kann man immer darüber schreiben, es ist Sehnsucht.

00:41:51: Ich denke, dass auch beide sehr spirituelle Menschen waren.

00:41:56: Und was du sagst, also ich denke auch, das ist eben auch die große Gefahr, der in unserer heutigen Zeit ist dieser Verlust der Beziehung, wie du sagst, zum Göttlichen.

00:42:17: Und die totale Vereinahmung des Ichs.

00:42:28: Was natürlich auch in der Musik ist oder was man auch spürt bei den Auftritten oder auch wenn Rio auf der Bühne stand zum Beispiel, ein anderer Freund von Rio.

00:42:42: Hannes, Hannes Albers, mit dem ich auch immer noch zu tun habe, weil er auch in Italien viel ist, hat auch gesagt, Venriolo auf der Bühne war, das war immer Blut und Schweiß, also echt.

00:42:55: Der ist immer an seine Grenzen gegangen.

00:43:00: Und wie du auch gesagt hast, das braucht auch Mut, das zu tun, sich so hinzustellen vor den Menschen.

00:43:08: Aber ... So bekommt man natürlich den Bezug zum anderen, weil es ist auch eine Aufmerksamkeit, die man dem gegenüber schenkt.

00:43:19: Also das Publikum ihm, aber auch eher dem Publikum.

00:43:24: Und das ist eigentlich die wahre Magie auch.

00:43:28: Total.

00:43:30: Und das ist großartig, wenn das passiert.

00:43:33: Also jetzt auch du als Künstlerin, die ja auch vor Menschen spielt.

00:43:36: Ich habe das auch natürlich erlebt.

00:43:42: Symbiose, ein besseres Wort fällt mir gerade nicht ein.

00:43:44: Wenn diese Symbiose dann stattfindet, also wenn wirklich eine Verbindung stattfindet durch die Kunst mit den Menschen, die da sind und gar nicht mehr so dieses, da steht jetzt einer und ist irgendwie performt irgendwas, sondern wirklich so eine, wenn da so ein Miteinander entsteht, eine Verbindung entsteht.

00:44:01: Das ist wirklich magisch, das ist absolut großartig.

00:44:06: Und dann verändert man sich.

00:44:11: Dann verändert sich der Musiker und das Publikum.

00:44:17: Dann hat man die Chance, sich zu verändern und Dinge zu verändern und besser zu verändern, besser zu leben.

00:44:26: Ja,

00:44:27: tatsächlich.

00:44:30: Würdest du sagen, dass in deiner Musik, also wenn wir so eine Schlagzeile jetzt vielleicht suchen oder auch gefunden haben, wie gerade das mit der Sehnsucht, bei mir ist das auch in, ich schreibe ja auch Bücher und so und alles, was ich mache, ich weiß, dass das bei mir auch im Grunde immer die Antriebsfeder ist, diese Suche, die Sehnsucht und dann natürlich auch das Gefühl des gefunden Seins zwischendurch, das ja auch ganz großartig und ganz, ganz kraftvoll ist, wenn wir dieses Gefühl haben dürfen, ohne das vielleicht immer erklären zu können oder zu müssen oder zu sollen.

00:45:07: Hättest du auch so eine Schlagzeile für deine Kunst?

00:45:12: Für meine Songs, wenn ich schreibe, meinst du?

00:45:17: Schlagzeile schwierig jetzt, das natürlich immer auch so zusammenzufassen.

00:45:26: Aber ich Denke jetzt so, wie Rio, ich hab dann irgendwann festgestellt für mich, so wie Rio, kann ich nicht schreiben, ich bin nicht Rio.

00:45:37: Und diese, wie er das konnte, irgendwie, wie du sagst, zwar träumerisch, aber auch so trotzdem unsentimental, irgendwie diese Messages zu bringen.

00:45:47: Das ist mir jetzt nicht so gelungen.

00:45:52: Ich hab dann meinen eigenen Weg gefunden.

00:45:55: Und ich denke, ich bin jemand mehr der ... vielleicht ein bisschen impressionistischer die Welt beobachtet und beschreibt und dadurch Brücken baut, glaube ich.

00:46:08: Und auch sehr viel, weil ich auch als Kind so aufgewachsen bin mit meinen Eltern, ich glaube sehr viel über die Erfahrung in der Natur oder Bezug zur Natur.

00:46:21: Und weil ich auch denke, dass es gibt ja nicht nur die Geschichten, der Menschen, sondern es gibt ja auch andere Wesen oder auch nicht Wesen auf dieser Erde, die auch eine Geschichte haben.

00:46:40: So, dass es vielleicht meine Brücke ist über diese Beobachtung oder sich versenken in die Natur, aber auch in Geschichten von Menschen, in Geschichten von Menschen und darüber die Brücke.

00:46:56: Ja.

00:46:57: Das ist auch tatsächlich das, was ich meinte.

00:47:01: Ich meinte nicht, dass irgendwie jetzt die gleiche Schlagzeile oder die gleiche Art zu des Ausdrucks, sondern tatsächlich dieses, darin ist ja eigentlich auch, in dem was du beschreibst, ist ja eigentlich dieser, das wirklich kraftvolle an Kunst ist.

00:47:16: ja, wenn derjenige oder diejenige, die Kunst schafft, echt ist.

00:47:20: Aber echt sein kann man auch nicht machen.

00:47:22: Und das kann man auch nicht... Du bist halt nicht irgendwie... Auch wenn du immer echt bist, verändert sich das ja, ne?

00:47:28: Weil das echt sein so dynamisch ist und wir nicht nur sind, sondern auch noch werden.

00:47:35: Ich glaube, darin ist wirklich die Kraft.

00:47:37: Also im Lernen und Empfinden echt zu sein.

00:47:42: Und den Mut zu haben, oder würdest du auch sagen?

00:47:44: Den Mut zu sich zu haben, zu sagen, dass... Ich bin nun mal ich und nicht das oder das oder ich wäre gerne das, aber nee, den Muzer haben, das bin ich und das gebe ich euch.

00:47:55: Und das ist, ich glaube, dass das eine riesen Herausforderung ist.

00:47:59: Ich weiß nicht, wie du das siehst für dich, aber...

00:48:01: Ja, ja sicher.

00:48:03: Auch wenn man so zurückguckt, also ich jedenfalls, ich kann so bestimmte Punkte in meinem Leben ausmachen, wo ich das echt so merke, okay, da ist... Da war ich so satt von irgendwas, was nicht stimmig war in mir selbst, in der Kunst jetzt.

00:48:20: Das gesagt habe ich mir, ich muss einen weiteren Schritt gehen, immer weiter zum echt sein.

00:48:23: Und dann irgendwann funktioniert das dann, ohne eben diesen Anspruch zu haben, dass sich das nicht mehr verändert.

00:48:30: Aber also so, dass man mit sich selbst dann wirklich so immer ein ist, ich pfeife jetzt drauf.

00:48:36: Eigentlich so blöd das klingt.

00:48:37: Man pfeift sogar drauf, ob das jetzt erfolgreich ist oder nicht.

00:48:42: Das Wesentliche daran ist dann der echte Ausdruck.

00:48:47: Ich spüre das ja in deiner Musik total.

00:48:49: Deswegen bin ich so Fan geworden von dir.

00:48:54: Ich habe auch für draußen kurz erzählt, hört euch das alle mal an.

00:48:59: Es gibt halt ein paar Riosongs von dir oder zwei Sessions mit Riosongs, die ... superinteressante Arrangements haben und auf eine besondere Weise eben auch vorgetragen sind.

00:49:10: Ich finde das total intensiv, als ich das gehört habe, weil ich echt gedacht, wow, das ist echt... und das ist

00:49:18: anders.

00:49:20: Das

00:49:20: freut mich, weil natürlich ist der Anspruch auch hoch, wenn wir ein Video haben, da kann man nicht irgendwie... Da halbe Sachen machen, würdest du auch so sagen, oder?

00:49:34: Ja,

00:49:34: total.

00:49:35: Das geht nicht.

00:49:35: Aber weißt du, der Trick ist ja auch trotzdem, das eigene da reinzutragen.

00:49:42: Ich glaube, der Trick ist, um dem gerecht zu werden, muss man quasi den eigenen Zugang finden.

00:49:52: Wie du auch gesagt hast, wie du das auch gemacht hast mit eigenem Arrangement, eigenem Feeling.

00:50:00: Ja.

00:50:00: Ja, das ist echt der Schlüssel, ne?

00:50:03: Also solange man die Komposition halt nicht irgendwie ihr keine Gewalt antut und so, sondern wenn man sagt so, ich begebe mich da jetzt rein, dann...

00:50:12: Ja.

00:50:13: Und ich finde es so krass, auch da wieder um den Bogen nochmal kurz zu scherben und zu Rio zu spannen, das ist auch so viele unterschiedliche Interpretationen, ja jetzt im Laufe der Jahre gegeben hat.

00:50:26: Also das sowohl Punk-Bands als auch... Jazz-Arrangements möglich sind, als auch Pop, als auch ... Hip-Hop.

00:50:35: Ja, genau.

00:50:36: Man könnte ja auch orchestrale Varianten irgendwie machen.

00:50:41: Ich bin sicher, es würde alles funktionieren, solange dieses echt sein.

00:50:46: Da merkt man, dass diese Musik also bedeutsam ist für die Menschen, weil Leute sie immer wieder neu entdecken für sich.

00:50:59: Das ist das Schöne, weil das dann weitergetragen wird, neu beliebt wird, andere Dimensionen dazukommen.

00:51:06: Ja,

00:51:11: superinteressant.

00:51:12: Und hast du diese ganzen Deine Rio und Scherben-Versionen, hast du das auch live gemacht?

00:51:20: oder machst das zu weilen noch?

00:51:24: Mittlerweile nicht mehr, weil ich habe das... ist es über zehn Jahre her, dass ich mit Volker Schwankin, einem superguten Bassisten, haben wir das angefangen auf einer Theatertournee wirklich.

00:51:40: Der hat gesagt, ah, was?

00:51:41: Du bist die Nichte.

00:51:44: Von Laurent Rue, also bis mit Chef.

00:51:47: Ja, die Sachen finde ich ja auch ganz toll, wenn wir nicht mal was zusammen probieren.

00:51:52: Und zwischen Vorstellungen haben wir wirklich, also er hatte die Gitarre, ich habe gesungen und wir haben das so demomäßig aufgenommen und von da an haben wir angefangen weiterzuarbeiten und dann sind wir in Hamburg bei Christoph Hauptmann gelandet.

00:52:09: der dann dieses Album rausgebracht hat Samstag Nachmittag zusammen mit uns und da wurde das Album auch präsentiert und in dem Rahmen haben wir dann auch gespielt und da haben wir schöner Auftritte gemacht live eine Zeit lang und dann haben wir das zweite Album angefangen und Ja irgendwie ist es leider nicht so richtig richtig vorwärts gegangen.

00:52:40: und dann hat auch Volker irgendwann gesagt ja und wir haben dann wir wollten das nicht alles so im Alleingang machen wir hatten jeder noch andere Projekte im Sinn und auch Verpflichtungen und dann haben wir es erst mal ruhen lassen.

00:52:57: so.

00:52:57: aber wer weiß vielleicht fangen wir noch mal an.

00:53:03: Wir sind dann erst mal, wie es so ist im Leben, haben sich die Wege erst mal getrennt und jeder hat andere Projekte verfolgt.

00:53:12: Genau.

00:53:16: Aber La Rue habe ich ja immer wieder viel gesehen und so.

00:53:19: Der hat auch meine neuen Projekte alle noch mitgekriegt.

00:53:24: Ach so, das ist auch noch wichtig.

00:53:26: Großartig.

00:53:27: Das ist auch noch wichtig.

00:53:29: La Rue hat bei deiner Version von Jenseits von Eden, die jetzt auch bei dieser Compilation... dabei ist auch Gitarre gespielt.

00:53:38: Ja, das war auch irgendwie sehr bedeutend, weil wir haben in Friesenhagen, waren wir wieder in Friesenhagen zusammen, Familie treffen und Freunde und dann ist irgendwie spontan so eine Session entstanden.

00:53:59: Und Larue hat nach Riostod sehr, sehr lange nicht die Gitarre mehr angefasst.

00:54:07: Also sehr lange.

00:54:09: Irgendwie, das konnte er nicht, wollte er nicht.

00:54:13: Und bei dieser Session habe ich, da war eine Klavierlehrerin auch da und ich habe so, da ist irgendwie spontan, halt dich an deiner Liebe fest entstanden, das habe ich gesungen und er hat die Gitarre zum ersten Mal wieder in die Hand genommen und mitgespielt.

00:54:30: Und dann habe ich dieses Album gemacht, dann hat mit Volker gesagt, Volker gesagt, du meinst so lang rühwürde vielleicht.

00:54:39: Ich glaube, es waren zwei Songs oder so.

00:54:42: auf dieser CD würde er uns eine Gitarre einspielen.

00:54:46: Und dann haben wir ihm das Material rüber geschickt und im Endeffekt hat er vier Songs oder so.

00:54:52: Hat einfach uns Material geschickt und das eingespielt.

00:54:55: Und jenseits von ihnen ist eine der Songs, weil das eine seine Lieblingssongs.

00:55:01: Auch

00:55:02: ist.

00:55:02: Ja.

00:55:04: Ja.

00:55:06: Echt ein Megasong, finde ich.

00:55:10: Hast du ein Lieblingssong von Scherben oder aus der Rio Solo-Zeit?

00:55:15: Das ist schwer zu sagen, wahrscheinlich, ne?

00:55:18: Total schwer, weil die auch so... Ich finde die so unterschiedlich in ihren Stimmungen und Atmosphären und ich mag... Also ich mag total gern die Schwarze und auch die Scherben-Scherben-CD.

00:55:37: Aber ich mag zum Beispiel auch Rios-Sachen.

00:55:39: Also die späteren von, ist das Himmel und Hölle, finde ich, total tolle Sachen.

00:55:44: Da sind ja auch ganz andere Sachen drauf.

00:55:48: Der Junge am Strand oder fast kammermusikalische Sachen von ihm.

00:55:54: Und sehr, sehr poetisch.

00:55:57: Und ich glaube, das war ja auch immer so, das mussten sie auch sehr verteidigen, dass sie eben nicht nur instrumentalisiert wurden als Politrockgruppe oder Politgruppe, sondern sie waren eben Künstler.

00:56:13: und diese, zum Beispiel diese letzte, ist das die letzte von Rio Himmel und Hölle?

00:56:18: Ja,

00:56:19: das war die letzte.

00:56:21: Auch da Himmel und Hölle, also es ist so... Ja, es waren so sensible Menschen, also das ist sein letztes Album.

00:56:29: und dann diese, diese poetischen Songs dort mag ich auch sehr, sehr gerne, die da drauf sind von Rio jetzt.

00:56:36: Ja, ja.

00:56:39: Ja, und die Schwarze ist halt mit der Turm stürzt ein und jenseits von eben und all diesen.

00:56:44: Genau,

00:56:44: das sind die Klassik.

00:56:47: Das sind deine Kindheitssongs wahrscheinlich, oder?

00:56:50: Genau, genau.

00:56:53: Ja, letzte Frage noch.

00:56:57: Kann man dich irgendwo erleben, demnächst?

00:57:00: Bist du auch international unterwegs oder bist du irgendwann mal in Deutschland unterwegs?

00:57:06: Ich bin viel unterwegs in Europa, wirklich.

00:57:10: Das sind nicht große Konzerte, sind kleine, mehr so ein Kult, aber es ist genau das, was ich liebe.

00:57:17: Es passt für mich.

00:57:19: Und ich bin im... Dezember, also wenn ich gucke jetzt, ich bin jetzt im November komme ich erst mal nach München, da spiele ich in der Wiedefabrik, das ist so bei Künstlern.

00:57:33: Und im Dezember spiele ich in Flensburg, zum Beispiel am sechsten Dezember spiele ich im Kulturhof in Flensburg und am fünften spiele ich in Nibel, also ganz nah bei Fräsenhagen im Museum von Nibel.

00:57:51: Und genau.

00:57:53: Und dann fahre ich wieder nach Frankreich.

00:57:56: und ja.

00:57:58: Ich ermutige alle, die uns jetzt zuhören und zuschauen, das auszuchecken.

00:58:04: Ja, also man kann das bei Nadine Zhang, also Nadine Zhang und da kann man im Internet, Instagram oder was weiß ich, die Sachen finden, wer interessiert ist.

00:58:15: Nadine, ich danke dir vielmals für dieses schöne Gespräch.

00:58:19: Ich danke dir.

00:58:21: Ich erfreue mich sehr über unsere Begegnungen und wünsche dir... Ich

00:58:25: werde auf alle Fälle verfolgen, auch was du machst und bitte gib mir Bescheid, wenn du auch Konzerte hast.

00:58:32: Ja,

00:58:32: ich kann das ja auch kurz sagen.

00:58:34: Ich spiele auch noch zwei Konzerte dieses Jahr.

00:58:36: Jetzt im November am zwanzigsten bin ich in Hamburg und am neunzwanzigsten und dreißigsten in Engelskirchen im Kölner Raum.

00:58:46: Also Leute... Kommt mal vorbei, guckt euch Nadine an und wenn ihr Lust habt, kommt zu meinen Konzerten.

00:58:52: Super.

00:58:53: Weil live was gibt's Besseres, oder?

00:58:56: Total.

00:58:58: Nadine, vielen, vielen Dank.

00:59:00: Danke dir.

00:59:01: Und

00:59:01: ganz viel Frieden auf all deinen Wegen.

00:59:03: und echt sehr schön dich zu treffen.

00:59:07: Danke schön.

00:59:08: Bis

00:59:08: ganz bald.

00:59:09: Bis ganz bald.

00:59:10: Tschüss.

00:59:11: Tschüss.

00:59:12: Ich danke euch allen sehr für eure Aufmerksamkeit.

00:59:16: fürs Zuhören und Zugucken und vielleicht sogar auch ein bisschen mitfühlen.

00:59:22: Und ich habe gedacht, es wäre ein schönes Finale für dieses Lichtspielhaus Spezial, einen Text von Rio zu lesen zum Abschluss von diesem besonderen Album.

00:59:37: Kleine Macht für niemand.

00:59:38: Ich hätte auch hundert andere Texte nehmen können, aber dieser kommt mir gerade sehr passend vor, weil er auch so zeitlos ist.

00:59:48: Ja, vielleicht könnt ihr das auch mitnehmen aus dieser Stunde, dass wir die Welt ein bisschen besser, ein bisschen heller machen können, nehmen wir unsere kleine Welt ein bisschen besser machen und ein bisschen heller machen.

01:00:02: Das ist was, was immer geht.

01:00:05: Und das ist auch das, was ich tatsächlich mit diesem Lichtspielhaus auf dem Herzen hab und immer wieder versuch, ein bisschen was Helles in diese sonderbare, schrullige, wundervolle tragische Welt hinaus zu tragen.

01:00:29: Ich lese diesen Text einfach noch mal vor.

01:00:31: zum Schluss.

01:00:32: In Songing wahrscheinlich viele von euch kennen.

01:00:36: Das heißt Schritt für Schritt ins Paradies, Bio-Reise.

01:00:42: Du hörst mich singen, aber du kennst mich nicht.

01:00:45: Du weißt nicht, für wen ich singe, aber ich singe für dich.

01:00:49: Wer wird die neue Welt bauen, wenn nicht du und ich?

01:00:53: Und wenn du mich jetzt verstehen willst, dann verstehst du mich.

01:00:58: Ich bin aufgewacht und habe gesehen, woher wir kommen und wohin wir gehen.

01:01:03: Und der lange Weg, der vor uns liegt, führt Schritt für Schritt ins Paradies.

01:01:09: Ich habe lange gewartet und nachgedacht, hatte viele Träume und jetzt bin ich wach.

01:01:16: Wenn wir suchen, finden wir das neue Land.

01:01:19: Uns trennt nichts vom Paradies außer unserer Angst.

01:01:24: Ich bin aufgewacht und habe gesehen, woher wir kommen und wohin wir gehen.

01:01:28: Der lange Weg, der vor uns liegt, führt Schritt für Schritt ins Paradies.

01:01:34: Schritt für Schritt ins Paradies.

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